Microsofts Exchange Server geht neue Wege (die technologischen Änderungen hatten wir bereits hier betrachtet) – oder sollte man sagen, wird dorthin geschubst? Mit der kommenden Exchange Server Subscription Edition (SE) verabschiedet sich Microsoft vom gewohnten Lizenzmodell und stellt treue On-Premises-Kunden vor erhebliche Herausforderungen. Konnte man früher eine Exchange-Version (wie 2019) einmal kaufen und jahrelang nutzen, soll jetzt ein schickes Abo-Modell alle Probleme lösen – natürlich nur zu Gunsten des Kunden, wie Microsoft betont (Achtung, Ironie)​. Doch was bedeutet das konkret für die Lizenzierung in der Praxis? Wir beleuchten mit einem leicht ironisch-kritischen Blick die Unterschiede zu früheren Versionen und wie sich die drei gängigen Lizenzierungsmodelle – SPLA für Hoster, Cloud Solution Provider (CSP) und Volumenlizenzverträge (EA, MPSA, Open) – im Lichte von Exchange SE verändern.

Abo statt Dauerlizenz: Was ist anders bei Exchange SE?

Microsoft Exchange Server SE bringt einen radikalen Bruch mit bisherigen On-Premises-Versionen. Die wichtigsten Änderungen gegenüber Exchange 2019 & Co. im Überblick:

  • Lizenz wird zum Abo: Statt einer unbefristeten Nutzungslizenz gilt nun “rent, not own”. Unternehmen müssen jährlich zahlen, um Exchange SE verwenden zu dürfen – ein Kauf ohne laufende Subscription ist nicht mehr möglich . Software Assurance (SA) wird zur Pflicht, andernfalls verliert man die Nutzungsrechte an SE und fällt auf Exchange 2019 zurück. Mit anderen Worten: Wer nicht zahlt, darf auch nicht weiter auf dem neuesten Stand bleiben.
  • Kontinuierliche Updates: Exchange SE wechselt in den modernen Lifecycle-Modus. Anstatt alle paar Jahre eine neue Version zu kaufen, erhält man laufend Aktualisierungen und Funktions-Updates – allerdings eben nur solange das Abo aktiv ist​. Das klingt nach „Evergreen IT“, bedeutet aber auch einen Zwang, immer up-to-date zu bleiben, will man Support behalten​.
  • Keine Koexistenz mit alten Versionen: Spätestens mit dem ersten größeren Update (CU1) von Exchange SE zieht Microsoft den Schlussstrich unter alte Exchange-Generationen. Ab diesem Zeitpunkt wird die parallele Nutzung älterer Exchange-Server (2013/2016/2019) blockiert. Unternehmen müssen also rechtzeitig migrieren – Rückfälle oder gemächliche Transitionen über längere Zeiträume sind nicht vorgesehen.
  • Höhere Kosten für On-Premises: Fast nebenbei erhöht Microsoft die Preise für Exchange On-Prem. Zeitgleich mit Exchange SE steigen die Server-Lizenzen um ~10%, und CAL-Suiten (Clientzugriffslizenzen) sogar um 15–20%​. Offiziell heißt es, dies finanziere die Wartung und Weiterentwicklung – zufällig deckt sich der Effekt aber mit einem deutlichen Anreiz, doch lieber auf die wesentlich günstigeren Cloud-Angebote auszuweichen.

Im Folgenden schauen wir uns an, wie sich diese Neuerungen in den verschiedenen Lizenzierungsmodellen bemerkbar machen und welche besonderen Stolpersteine drohen.

SPLA: Hoster schauen in die Röhre?

Unter dem Service Provider License Agreement (SPLA) konnten Hoster bislang Microsoft-Software an Kunden „vermieten“. Für Exchange bedeutete das: Der Hoster betreibt Exchange-Server und lizenziert ausschließlich die genutzten Postfächer über monatliche Gebühren (Subscriber Access Licenses). Dieses Modell war eine wichtige Säule, um Kunden, die keine eigene Exchange-Infrastruktur wollen oder dürfen, eine gehostete Alternative zu Exchange Online zu bieten – etwa aus Datenschutzgründen mit Datenhaltung in Deutschland.

Mit Exchange SE könnte dieses Modell nun ins Wanken geraten. Beim bereits veröffentlichten SharePoint Server Subscription Edition hat Microsoft nämlich keine SPLA-Unterstützung vorgesehen: In den Service Provider Use Rights taucht diese Version derzeit gar nicht auf, und SPLA-Partner erhalten keine Produktschlüssel für SharePoint SE. Sollte Microsoft dieses Vorgehen bei Exchange SE wiederholen, stehen Hoster vor einem Dilemma: Nach dem Support-Ende von Exchange 2019 im Oktober 2025 hätten sie keine offiziell nutzbare Exchange-Version mehr​. Entweder bleiben sie auf dem alten 2019er-Stand (mit allen Sicherheitsrisiken eines nicht mehr gewarteten Produkts), oder sie müssen ihr Geschäftsmodell ändern.

Allerdings gibt es nun erste positive Lichtblicke: Microsoft hat offiziell bestätigt, dass Exchange Server SE ab H2 2025 (Sommer) auch im SPLA-Programm verfügbar sein wird. Allerdings können die Preise im laufenden SPLA-Vertrag erst zum Jahreswechsel angepasst werden​. Bis zum 31. Dezember 2025 gelten im SPLA weiterhin die bisherigen Exchange 2019-Preise, die 10%-Erhöhung für Exchange SE wird dort erst zum 1. Januar 2026 wirksam. Dieser spätere Zeitpunkt ergibt sich aus den vertraglichen Bedingungen des SPLA-Programms, die unterjährige Preisänderungen ausschließen.

Fun Fact: SPLA generiert damit für etwa 6 Monate einen Preisvorteil gegnüber den anderen Lizenzformen. Für Hosting-Partner bedeutet dies Planungsicherheit im Jahr 2025: Sie können Exchange SE bereits anbieten, ohne sofort geänderte Konditionen an Kunden weitergeben zu müssen. Ab 2026 müssen jedoch auch SPLA-Anbieter mit der Preiserhöhung kalkulieren.

Die grundsätzliche Lizenzierungsart im SPLA ändert sich durch Exchange SE nicht. Wie bei Exchange 2019 wird es voraussichtlich pro Benutzer bzw. pro Postfach eine Subscriber Access License (SAL) geben (z.B. Exchange Standard SAL, ggf. + Enterprise SAL für erweiterte Funktionalität). Jeder zugreifende Nutzer muss über eine solche monatlich zu meldende SAL verfügen, womit seine Zugriffsrechte abgedeckt sind. Separate Serverlizenzen fallen im SPLA-Modell nicht an – der Hoster darf die Server-Software auf seinen Systemen installieren, solange er für alle User entsprechende SALs abrechnet. Die Anforderung „aktive SA oder Cloud-Lizenz pro Benutzer“ ist im SPLA somit implizit erfüllt, da das SPLA selbst ein abonnementartiges Modell ist (monatliche Nutzungsabrechnung entspricht einer laufenden Subscription). Weitere spezifische Einschränkungen für Hoster wurden von Microsoft nicht bekanntgegeben; Exchange SE kann im Rahmen der SPLA-Vereinbarung analog zum Vorgänger in Multi-Tenant Umgebungen betrieben werden.

Die bittere Ironie: Ausgerechnet Kunden mit strengen Compliance-Vorgaben – etwa Behörden, Gesundheitswesen oder Unternehmen mit EU-DSGVO-Bedenken – die sich bewusst für Hoster-Lösungen in der DACH-Region entschieden haben, bleiben nun langfristig im Regen stehen. Ihnen bleibt praktisch nur die Flucht nach vorn: entweder doch in Microsofts eigene Cloud wechseln, oder vorerst auf eine veraltete Exchange-Version verharren. Kein Wunder, dass europäische Cloud-Anbieter bereits Sturm laufen gegen Microsofts Lizenzpolitik. Sie monieren, Microsoft gestalte seine Lizenzen so, dass alternative Hoster benachteiligt und eigene Cloud-Dienste bevorzugt werden​. Microsoft sah sich in der EU sogar mit Wettbewerbsbeschwerden konfrontiert und musste Zugeständnisse machen – doch in SPLA zeichnet sich (noch) keine Lösung ab.

Für Hoster heißt das Motto vorerst: improvisieren. Einige erwägen, Kunden statt einer gehosteten Exchange-Instanz einfach Office-365-Pläne aufzudrängen und nur noch als Vermittler aufzutreten. “Wollen Sie Exchange? Bitte hier entlang zur Microsoft-Cloud!” – Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. In den USA hat Microsoft auf diese Art und Weise innerhalb von etwa 4 Jahren über 30% der Hoster zu sogenannten „virtuellen“ Hostern – quasi CSP-Resellern ohne eigene Infrastruktur gemacht.

CSP: On-Premises aus der Cloud-Schublade

Das Cloud Solution Provider (CSP)-Programm ist Microsofts bevorzugter Vertriebskanal für Abonnements. Hier verkauft der Partner dem Kunden Cloud-Subskriptionen – seien es Office 365, Azure-Guthaben oder eben Software-Abos für On-Premises-Produkte. Tatsächlich können seit einigen Jahren „klassische“ Serverprodukte über CSP als Abonnement bezogen werden (statt über einmalige Volumenlizenzen). Exchange SE passt genau in dieses Schema.

Für kleinere und mittlere Unternehmen dürfte CSP der Weg der Wahl sein, um an Exchange SE zu kommen. Ein großer Volumenvertrag wie ein Enterprise Agreement lohnt sich für sie oft nicht, insbesondere da Microsoft das traditionelle Open License-Programm bereits eingestellt hat (Ende 2021) und Kunden in Richtung CSP/Open Value schiebt. Im CSP-Modell würde der Kunde beispielsweise jährlich seine Exchange-Server-Lizenz plus die nötigen User-CALs als Abonnement vom Partner erhalten – ein Wechsel von CapEx zu OpEx, wie es im BWL-Jargon heißt.

Klingt flexibel, bringt aber eine neue Abhängigkeit: Lizenzlaufzeit und Softwarelaufzeit sind eins. Läuft das Abo aus, erlischt das Nutzungsrecht – etwas, das es in der On-Prem-Welt so bisher nicht gab. Früher konnte ein KMU seine gekaufte Exchange-Lizenz notfalls ewig weiterverwenden (bloß ohne Updates). Jetzt tickt die Uhr mit jedem Tag, den die Subscription bezahlt ist. Das verschafft Microsoft ein Dauerpfand beim Kunden. Kundenbindung auf der einen Seite – ein Druck für Compliance und Sicherheit auf Seite des Verbrauchers.

Zudem gelten auch im CSP-Modell die strengen Voraussetzungen von Exchange SE: Jeder Nutzer braucht entweder eine passende Cloud-Subscription oder SA. Praktisch heißt das, dass z.B. ein Kunde ohne Software Assurance für alle User stattdessen jedem Postfachbenutzer eine Microsoft-365-Lizenz (E3/E5 oder entsprechende Einzelpläne) zuweisen muss. Ohne diese „qualifying license“ keine Exchange-Server-SE-Nutzung. Microsoft lässt also sogar On-Prem-Kunden zur Kasse bitten, als hätten sie Cloud-Konten – ein Schelm, wer dahinter Kalkül vermutet. Immerhin: Wer sowieso bereits M365-Lizenzen für die Belegschaft hat (viele Unternehmen decken damit ja auch Office, Teams etc. ab), hat damit implizit die erforderlichen Zugriffsrechte für Exchange On-Prem bezahlt. Alle anderen müssen nun abwägen, ob sie sich auf dieses neue Abo-Spiel einlassen oder doch bei Exchange 2019 bleiben (mit dem bekannten Ablaufdatum im Herbst 2025 – und allen Risiken die eine ungepflegte Version mit sich bringt).

Fazit für CSP-Kunden: Sie bekommen die On-Premises-Software zwar bequem aus der Cloud-Schublade geliefert, aber Microsoft stellt sicher, dass auch On-Prem im Herzen Cloud ist – nämlich ein Cloud-Abonnement.

Volumenlizenzverträge: EA, MPSA & Open – jetzt Abo-only

Größere Unternehmenskunden beziehen Microsoft-Software meistens über Volumenlizenzverträge – etwa ein Enterprise Agreement (EA) für Konzerne oder öffentliche Einrichtungen, eine MPSA-Vereinbarung für mittlere Unternehmen oder Open-Value-Programme für kleinere. Was ändert sich für sie mit Exchange SE? Kurz gesagt: Kein Exchange SE ohne SA.

In Volumenprogrammen war es bisher möglich, Lizenzen ohne Software Assurance zu kaufen („Lic-only“), wenn man keinen Upgrade- oder Update-Anspruch brauchte. Beispielsweise konnten Kunden über das Open License oder Select/MPSA-Programm Exchange-Server und CALs kaufen und selbst entscheiden, ob sie SA dazubuchen. Das führte zu komplexen Varianten: Ein Kunde durfte etwa im Open License die Enterprise-CAL auch ohne die zusätzlichen Cloud-Dienste erwerben, während im Select-Vertrag Software Assurance nur im Bundle mit bestimmten Services zu haben war​m. Diese Komplexität dürfte Exchange SE nun beenden – indem schlicht nur noch “Lic+SA” bzw. Subscription erlaubt ist. Microsoft verkauft keine reinen Dauerlizenzen mehr für den Exchange Server. Unternehmen im EA oder MPSA müssen ihre bestehenden Lizenzbestände auf SA umstellen, um das Anrecht auf Exchange SE zu erhalten​. Ohne active SA keine Download-Berechtigung für die neue Version​. Auch hier gilt alternativ: Cloud-Subskription pro User zählt ebenso​ – was in EA-Kontext heißt, dass viele Kunden statt SA vielleicht sowieso Microsoft 365 E3/E5 im Vertrag haben, der die On-Prem-Rechte beinhaltet.

Doch selbst für versierte Lizenzexperten bleiben Fragen offen. Welche SKU genau muss ein EA-Kunde bestellen, um Exchange SE abzudecken? Vermutlich wird Microsoft spezielle “Exchange Server SE Subscription Licenses” einführen, analog zu SharePoint SE, die als jährliche Posten im Vertrag auftauchen. MPSA-Kunden müssen ähnliches erwarten – statt einmaliger Lizenz wird eine jährliche Verlängerung auf der Rechnung stehen. Und Kunden der ausgelaufenen Open License Plattform müssen auf Open Value ausweichen, wo es ein Open Value Subscription Programm gibt – wiederum ein Drei-Jahres-Abo. Die Flexibilität, eine Lizenz nur für einen temporären Bedarf anzuschaffen und später weiterzuverkaufen oder ruhen zu lassen, schrumpft damit erheblich. (Das Microsoft den gebrauchtsoftware-Markt verbluten lässt ist ja inzwischen Fakt.)

Microsofts Intransparenz im Lizenz-Dschungel bleibt allerdings erhalten, sie verschiebt sich nur: Statt Unterschied zwischen Lizenz ohne/mit SA hat man nun Unterschiede zwischen verschiedenen Abo-Kanälen (EA vs. CSP) und der Frage, welche Cloud-User-Lizenzen als Voraussetzung anerkannt werden. Mit Exchange SE vereinheitlicht Microsoft die Regeln zwar auf den ersten Blick, aber wer genauer hinschaut, erkennt: Es ist immer noch kompliziert. Unternehmen müssen penibel darauf achten, dass für alle Nutzer entweder SA oder eine entsprechende Cloud-Lizenz besteht, sonst verletzen sie die Lizenzbestimmungen. Die klassische Frage “Geräte-CAL oder Benutzer-CAL?” tritt fast in den Hintergrund gegen die neue Pflicht zur Gesamt-Abdeckung – und ist doch in manchen Brachen wie in der Hotellerie bedeutender denn je.

Positiv lässt sich allenfalls vermerken: Kunden mit Volumenvertrag hatten häufig ohnehin Software Assurance laufen, sodass sich für diese zumindest finanziell kurzfristig wenig ändert – abgesehen von der Preiserhöhung um 10-20% natürlich, die Microsoft zeitgleich platziert​. Langfristig jedoch stellt sich die Frage, wie viele von ihnen diesen Weg noch über nächste Verlängerungszyklen mitgehen, oder ob nicht doch der Ruf “Ab in die Cloud!” laut wird.

Europäische Perspektive: Compliance vs. Cloud-Druck

Gerade in der Europäischen Region, speziell in DACH sind viele Unternehmen und Behörden in einem Spannungsfeld zwischen Compliance-Anforderungen und Microsofts Cloud-Fokus. Datenschutzgesetze (Stichwort DSGVO) und regulatorische Vorgaben zur Datenresidenz führen dazu, dass etliche Organisationen Daten nicht in US-Clouds legen dürfen oder wollen. Ein Beispiel ist ein globaler Engineering-Konzern, der für Regierungskunden die Mails lokal in bestimmten Ländern speichern muss – solche Kunden halten bewusst eine On-Prem-Exchange-Umgebung vor​. Diese Kunden sind auf weiter gepflegte On-Premises-Lösungen angewiesen.

Doch Microsoft macht ihnen das Leben schwer: Neue innovative Features (wie KI-gestützte Funktionen) bleiben Exchange Online vorbehalten. On-Prem-Kunden schauen also diesbezüglich zumindest bei Microsoft in die Röhre. Gleichzeitig wird die Kosten-Schraube angezogen und der Zeitplan eng gesetzt: Zwischen Verfügbarkeit von Exchange SE (voraussichtlich Juli 2025) und Support-Ende der alten Versionen liegen nur rund drei Monate – ein unglaublich kurzer Zeitraum, um in größeren Umgebungen noch zu migrieren​. Microsoft nimmt dieses Missverhältnis offensichtlich in Kauf, wohl wissend, dass viele Kunden aus lauter Not doch auf Exchange Online umschwenken. “Cloud oder Chaos” scheint die Devise zu sein.

Europa reagiert bereits zunehmend sensibel auf solche Strategien. Die erwähnten Beschwerden von CISPE/OVHcloud gegen Microsofts Lizenzpraktiken haben gezeigt, dass Regulatoren genauer hinschauen. Microsoft ruderte in manchen Punkten zurück (z.B. Lizenzmitnahme/Bereitstellung in fremde Clouds erleichtert), aber im Kern bleibt die Strategie erkennbar: On-Premises wird nur noch mit halber Kraft weitergeführt, während die Cloud der strahlende Mittelpunkt ist. Kunden in Europa, die nicht voll in die Cloud können oder wollen, zahlen die Zeche – sei es finanziell oder in Form von Komplexität und Risiko. Ironisch könnte man sagen: Microsoft erfüllt ihnen zwar den Wunsch nach einer lokalen Lösung, aber eben auf Microsofts Bedingungen.

Microsofts Strategie: Zuckerbrot und Liebesentzug für On-Prem-Kunden

Unterm Strich zeigt die Lizenzierung von Exchange Server Subscription Edition klar Microsofts strategische Marschrichtung. Das Zuckerbrot: Man verspricht kontinuierliche Updates, Modern Lifecycle, und verweist auf die sichere Zukunft der Plattform – jedenfalls solange man schön im Abo bleibt​. Der Liebesentzug: On-Premises-Kunden werden mit höheren Preisen und dem Entzug von Features diszipliniert​. Microsoft betont zwar, man erkenne den Bedarf an lokalen Lösungen und werde diese weiter unterstützen, doch gleichzeitig macht das Unternehmen keinen Hehl daraus, wo die Reise hingeht: In der Ankündigung von Exchange SE hieß es sinngemäß, wenn immer weniger Kunden On-Prem nutzen, müssen diese eben für die Kosten aufkommen – ein Schelm, wer daraus liest, dass man die Kundenzahl gern weiter reduzieren möchte.

Für viele Exchange-Admins in Europa fühlt es sich an, als werde man „auf die schiefe Bahn“ Richtung Cloud gedrängt: Entweder den von Microsoft gepflasterten Weg in die Microsoft-365-Cloud einschlagen, oder auf dem alten On-Premises-Pflastersteinen balancieren, die immer wackliger und teurer werden. Sicher, Exchange Server SE bietet eine Unterstützung für diejenigen, die wirklich nicht in die Cloud können. Aber leicht macht Microsoft es ihnen nicht. Die Lizenzierung bleibt verworren und verlangt volle Aufmerksamkeit, um compliant zu bleiben – ohne einen versierten Berater geht hier fast nichts. Und das ungute Gefühl bleibt, dass Exchange On-Premises nur noch eine Gnadenfrist erhält – erkauft mit einem Abo-Obolus.

Fazit: Microsofts neue Exchange-Lizenzierung in Subscription-Form ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sichert sie den Fortbestand von Exchange On-Premises für die nächsten Jahre, andererseits kommt sie mit höherer Komplexität, Kosten und klarem Cloud-Druck. Kunden in der DACH-Region müssen genau abwägen, welchen Weg sie gehen. Fest steht: Einfach weitermachen wie bisher ist keine Option mehr. Ironischerweise könnte man sagen, Microsoft habe es endlich geschafft, das altbackene Lizenzierungschaos hinter sich zu lassen – indem es ein neues geschaffen hat. Denn Transparenz, Einfachheit und Kundenorientierung sehen anders aus.

AspektExchange Server 2019 (letzte traditionelle Version)Exchange Server Subscription Edition (SE)
Allgemeine VerfügbarkeitOktober 2018 veröffentlicht; Mainstream Support bis 2024, Extended Support bis 14. 10. 2025​Danach keine weiteren Updates/Support.Geplante GA im Juli 2025​(RTM-Version entspricht Exchange 2019 CU15). Zukünftige Updates im kontinuierlichen Rhythmus gemäß Modern Lifecycle (kein fixes End-of-Life, solange Subscription aktiv)​
LizenzmodellPerpetual License: Einmalkauf einer Serverlizenz (Std./Ent.) + CALs pro Nutzer/ Gerät. Software Assurance (SA) optional (für Upgrades und Supportverlängerung). Betrieb ohne SA möglich, d.h. einmal erworbene Lizenzen dürfen zeitlich unbefristet genutzt werden (auch wenn keine Updates mehr kommen).Subscription License: Erfordert Serverlizenz + CALs mit aktiver SA oder alle Nutzer mit Microsoft 365 Abos. Kein Nutzungsrecht ohne laufende Subscription. Ein reiner Lizenzkauf ohne SA reicht nicht aus​. SA bietet Neuversionrecht; bei Ablauf der SA erlischt das Recht zur weiteren Nutzung von Exchange SE. Alternativ decken M365 E3/E5-Lizenzen der Nutzer die on-premises Rechte ab​.
SPLA-HostingSPLA verfügbar: Hosting-Provider konnten Exchange 2019 im Rahmen von SPLA anbieten (typisch pro Nutzer SAL-Lizenzierung). Preise gemäß SPLA-Vertrag, i.d.R. monatliche Abrechnung pro User.SPLA verfügbar ab GA 2025: Microsoft bestätigt Exchange SE im SPLA-Programm ab H2 2025​. Lizenzierung weiterhin über SAL pro User geplant. Preis: Bis 31. Dez. 2025 gelten alte SPLA-Raten; Preiserhöhung +10% wird im SPLA erst zum 1. Jan. 2026 wirksam​.
Preise (Volumenlizenz)Exchange 2019 Serverlizenz (Std/Ent) zu einmaligem Kaufpreis, CAL pro User/Device. Preisniveau bis 2024 stabil; Core CAL Suite und Enterprise CAL Suite bundeln u.a. Exchange-CALs (kostenentsprechend Exchange Online Plan 1/Plan 2)​inside.indeno.at.Exchange SE Serverlizenz ≈10% teurer als 2019​. CAL-Suites +15–20 % teurer​. Laufende SA-Kosten kommen hinzu (typisch ~25% des Lizenzwerts pro Jahr). Keine separate Exchange-Online-Kosten, sofern M365/E3-E5 bereits enthalten (decken on-prem CAL ab)​.
Support/LifecycleFixed Lifecycle: 5 Jahre Mainstream + 5 Jahre Extended Support. Sicherheitsupdates bis Supportende; keine Feature-Upgrades nach Veröffentlichung der Nachfolgeversion.Modern Lifecycle: kontinuierlicher Support ohne festes Enddatum​. Voraussetzung ist das Einspielen der regelmäßigen CUs/SUs (vergleichbar zu SharePoint SE). Neue Features werden durch Updates bereitgestellt (ab SE CU1 Ende 2025 erste Neuerungen)​.
Upgrade auf neue VersionNeukauf oder SA: Exchange 2019 bleibt letzte „volle“ Version. Um auf Exchange SE zu gelangen, ist entweder ein neuer Lizenzkauf (mit SA) erforderlich oder vorhandene SA deckt das Upgrade ab​. Ohne SA kann Exchange 2019 zwar weiterhin genutzt werden, aber ohne Anspruch auf Exchange SE.In-Place-Upgrade möglich: Exchange SE RTM kann direkt über Exchange 2019 CU15 installiert werden​ (kein Side-by-Side nötig). Zukünftige Upgrades laufen als normale Cumulative Updates, sofern Subscription aktiv. Kein weiterer Lizenzkauf nötig, solange SA/M365 aufrecht bleibt. Bei Abo-Ende kein Nutzungsrecht an neueren Builds (Downgrade auf 2019 wäre letzte Option).
Technische BesonderheitenUnterstützt Outlook Anywhere (RPC/HTTP) für Clientzugriff (Legacy-Protokoll für ältere Outlook-Versionen). Koexistenz: Parallelbetrieb mit Exchange 2013/2016/2019 möglich (wenn auch ältere Versionen teils aus dem Support sind). Upgrade erfordert in der Regel neue Server und Mailbox-Migration.Entfall von Alt-Funktionen: Outlook Anywhere wird in Exchange SE abgeschaltet (vorauss. ab CU1) zugunsten moderner MAPI/HTTP​. Ebenfalls entfernt: integrierte OWA-Chatfunktion (veraltet)​. Koexistenz strikt limitiert: ab Exchange SE CU1 keine Altsysteme (2013/2016/2019) mehr parallel erlaubt​ – ganze Organisation muss auf SE sein. Weiterhin zwei Editionen (Standard/Enterprise) mit gleichen Datenbank-Limits wie 2019, keine Änderungen bei Hardware-Anforderungen.


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